Do-It-Yourself Fisheye

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24.11.07, 00:55:54

Kacki

geändert von: Kacki - 24.11.07, 03:26:41

Angeregt durch Leonards Thread mit dem Tipp, ein ansonsten sündhaft teures Fisheye-Objektiv (oder -aufsatz) mit einem Türspion zu improvisieren, habe ich mich diesbezüglich mal auf die Suche gemacht. Tatsächlich findet man im Netz jede Menge Tipps dazu, das "Peephole-Fisheye" hat auch unter dem Kürzel "DIY-Fisheye" (Do-It-Yourself Fisheye) bereits einen Kultstatus.

Also ab in den Baumarkt - die DC-XZ6 ist dabei. Leider läuft gerade keine "20% auf alles bis auf Tiernahrung"-Werbeaktion, aber ich kann ja nicht warten, also muss ich möglichst billig bleiben :)
Als Objektivaufsatz passt wie angegossen ein Rohr-End-Stopfen aus der Küchen-Spülbecken-Siphon-Installationsabteilung, nämlich das Stück fur HT-Kunststoffrohre mit dem Durchmesser DN40, kostet gerade mal 0,39 €:





(Achtung: genormt [DN40 = 40mm Außendurchmesser] sind nur die Außenmaße der Rohrdurchmesser; der Stopfen muss aber mit dem Innenkranz über das hintere Segment des Traveler-Objektivs passen; da ich nicht weiß, ob diese Innendurchmesser auch genormt sind, sollte man es vor Ort ausprobieren!)

Dann das Wichtigste: der Türspion. Meist zu finden in der Abteilung mit den Beschlägen für Türe (z.B. bei den Türklinken usw.). Geiz ist hier nicht geil - ich nehme die Luxusausführung für 12,99 EUR.



Das Dingen ist ordentlich dick, aus gutem Hause und wird mit "Präzisionsoptik" beworben. 200° Blickwinkel sind auch nicht schlecht, da kann ich beim Fotografieren ja fast schon meinen eigenen Hintern sehen ;)
Auch wenn's peinlich ist, probiere ich das Glubbsch-Teil gleich vor Ort mit der Traveler aus, etwas improvisiert mit der Hand vor die Linse gehalten. Die anderen Kunden denken natürlich, ich bin völlig durchgedreht, aber vielleicht kennen sie mich ja noch von der Handschuh-aktion :D . Von der Stange nehme ich alle Türspione ab und suche mir das schönste aus. Ich will das Ding ja schließlich nicht nur, um vielleicht gerade noch so die Oma vor der Tür erkennen zu können, sondern das soll ein Objektiv werden. Da muss man schonmal die Pappkarte, in die der Spion eingetackert ist, etwas zur Seite biegen und ganz nah mit dem Auge ran. Zugegeben: große Unterschiede sehe ich nicht unter den ganzen gleichen Teilen, aber für's Gewissen tu' ich das Einfach mal. Ich ignoriere mal die Messingfarbenen Guckis, die sind nämlich unverschämterweise einen ganzen Euro teurer!

Endlich für das perfekte Exemplar entschieden, wird mir klar: wenn ich den Gucki jetzt durch die Kappe schraube und diese dann auf den Fotoapparat stecke, könnte evtl. der Türspion die Linse berühren und zerkratzen. Man muss die Kappe von innen also mit einem Schutzpuffer auspolstern. Dazu sollen ein paar zurechtgeschnittene "Filz-"gleiter aus Moosgummi dienen; die gab es übrigens mal beim Aldi - ich musste sie daher nicht im Baumarkt kaufen; den Preis weiß ich deshalb nicht mehr:



So, das sind schon alle Teile.
Zuhause geht's an's Werk. Zuerst den Türspion auseinandergeschraubt:



Dieser soll in den Stopfen geschraubt werden. Also muss in den Stopfen ein Loch gebohrt werden, welches

- möglichst in der Mitte
- möglichst gerade (also senkrecht) in den Stopfen geht
- gerade so groß ist, dass der Türspion dort hineingeschraubt werden kann:



Noch während ich das Loch in das Plastik geschält habe (ich hatte keinen genügend großen Bohrer und musste daher mit einer Schere weiterfräsen), hatte ich immer wieder durch Aufstecken des Stopfens auf die DC-XZ6 kontrolliert, ob das Loch auch wirklich mittig zentriert ist:



Schließlich passt der Gucki:



Jetzt ist die Frage: wie weit rein? Da muss man etwas probieren. Möglichst nah, aber nicht die Linse zerkratzen! (Übrigens: ich schließe hiermit jegliche Haftung meinerseits für zerstörte Objektivlinsen durch Befolgen (oder auch nicht Befolgen) meiner Bauanleitung aus!)
Man muss einfach mal testen, wie weit die Kappe ohne viel Kraftaufwand auf den Objektivtubus draufpasst und wieviel Platz dann vorne noch drin ist; notfalls einfach nach Gefühl eine Länge einstellen und hinterher korrigieren. Um zu verhindern, dass das Metallrohr an die Linse stößt, klebe ich einfach innen im Stopfen rundherum um das Loch soviele Lagen von passend zerschnittenen Moosgummipolster, dass das Polster gerade so hoch stapelt wie der Türspion in den Stopfen hineingedreht wird:







Nun schraube ich den Türspion von vorne in die Kappe herein und achte darauf, dass er den Gummistapel innen nicht wesentlich überragt. Er kann aber etwas weiter hereingedreht werden (allerdings höchstens 1-2mm), denn die Linse ist bei der DC-XZ6 ein bischen hinter der Objektiv-Stirnfläche versenkt, und der Stopfen wird nachher ja soweit auf das Objektiv gesteckt, bis die Moosgummis auf die Stirnfläche des Objektives aufsetzen.




So, jetzt Zähne zusammenbeißen und drauf:



Jetzt sollte die Kamera noch passend eingestellt werden, denn das Guckloch durch den Türspion ist recht klein im Vergleich zu dem Öffnungswinkel der Kameraoptik im Weitwinkelbetrieb, also sollte man sämtliche Messverfahren (Belichtung, Fokus) auf "Punkt" bzw. "Mitte" stellen:



So, jetzt kann man den Zoom der Kamera betätigen und damit neben den ersten Segment des Teleskopobjektivs auch das zweite vordere Segment, welches sich innerhalb des Stopfens befindet, weiter herausfahren(!). Spätestens dann stößt die Objektiv-Stirnfläche irgendwann gegen das Moosgummi innen, was die Kamera natürlich mit einem erwartet gequälten Zoomgeräusch quittiert. Ich denke, es ist ganz gut, wenn man gerade noch soviel Spielraum hat, dass man bis 1,5 oder 2-fachem Zoom einstellen kann ohne das üble Geräusch oder den "Objektivschutz" auszulösen. Durch diesen Spielraum gewinnt man ein wenig Variabilität mit dem Zoom. Wenn die zuvor gewählte Geometrie keinen Zoom größer 1,5-fach zulässt, kann man jetzt in dem Stopfen eine Lage Moosgummi entfernen und den Türspion entsprechend zurückschrauben (au weia - wenn das mal nicht bei unvorsichtigen Nachahmern hier zu üblen Linsenkratzern führt... :shock: ). Ich würde aber auch nicht zu viel Spielraum schaffen, denn sonst ist der Gucki in der Anfangsweitwinkelstellung "zu weit weg" von der Linse und damit der effektive Bildausschnitt im Foto zu klein. In der Weitwinkelstellung hat man aber nunmal den "schönsten" Fischaugeneffekt, und der geht einem nämlich verloren, wenn man das Objektiv an den zu weit entfernten Türspion heranzoomen muss. Deshalb empfehle ich: Ausprobieren, korrigieren, optimieren. Auch der Sitz des Stopfens auf dem Tubus muss genau passen, so dass das "Guckloch" zentriert im Kamerablickfeld liegt. Tut es das nicht, kann die Kamera nicht vernünftig fokussieren. Dann muss man noch ggf. den Türspion "geraderücken" (Vorsícht - Denk' an die Linse!!!). Auch dies sollte man behutsam unter ständiger Kontrolle über das Kameradisplay tun.

Der effektive Bildbereich auf dem Sensor ist übrigens recht klein:



Jo, das war's eigentlich schon. Ich habe bestimmt noch eingige Dinge vergessen, die fallen mir vielleicht noch ein und ich ergänze sie hier; insbesondere werde ich morgen bei Tageslicht (wenn man denn mal irgendwann überhaupt wieder von Tages-"licht" sprechen kann - bei der derzeitigen Wetterlage und -aussicht wohl eher nicht :( ) bestimmt wieder anders optimieren müssen. Aber ich bin schon gespannt auf die ersten Außenaufnahmen...

24.11.07, 02:59:39

Kacki

Hier zunächst mal meine ersten Resultate bei Kunstlicht. Ich finde die Ergebnisse schon beeindruckend für den geringen "Kapitaleinsatz" :)

Dateianhang (verkleinert):

 Fisch1x.jpg (58.6 KByte | 820 mal heruntergeladen | 46.92 MByte Traffic)

Dateianhang (verkleinert):

 Fisch2x.jpg (72.96 KByte | 797 mal heruntergeladen | 56.78 MByte Traffic)

Dateianhang (verkleinert):

 Fisch4x.jpg (58.86 KByte | 808 mal heruntergeladen | 46.45 MByte Traffic)

Dateianhang (verkleinert):

 Fisch5x.jpg (59.83 KByte | 835 mal heruntergeladen | 48.79 MByte Traffic)

Dateianhang (verkleinert):

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Dateianhang (verkleinert):

 Fisch7x.jpg (63.7 KByte | 1335 mal heruntergeladen | 83.05 MByte Traffic)

24.11.07, 06:36:24

Iwan

Du bist a Viech (höchste bayuwarische Anerkennung)

Super Anleitung, Danke !

Das Teil wird nachgebaut.
24.11.07, 06:48:31

dl3mcj

Ein interessanter Aufbau. Das hat gewissen Ähnlichkeiten mit meinen "Fernglasversuchen".

Der Bildausschnitt ist jetzt etwa 900x900. Könnte man den eventuell noch vergrößern, wenn man den Aufbau so ändert, dass man mit größerer Zoomeinstellung arbeiten könnte?

Das ist auf jeden Fall schon mal eine Anwendung, wo die 10 Megapixel nicht unnötig sind...
24.11.07, 17:04:31

Kacki

geändert von: Kacki - 24.11.07, 17:10:05

Zitat von dl3mcj:
Der Bildausschnitt ist jetzt etwa 900x900. Könnte man den eventuell noch vergrößern, wenn man den Aufbau so ändert, dass man mit größerer Zoomeinstellung arbeiten könnte?


Die größere Zoomeinstellung stellt sich offenbar nicht als Vorteil heraus. Ich habe mal eine Testreihe bei Tageslicht (endlich!) gemacht (Die Thumbs sind alle auf 320 Pixel Breite skaliert, durch Klicken bekommt man den Ausschnitt in Originalgröße):


Blende: 4.0 Zoom: 2.5x



Blende: 4.8 Zoom: 2.0x



Blende: 4.8 Zoom: 1.5x



Blende: 5.6 Zoom: 1.0x


Das unterste Bild erreicht einfach die beste Schärfe und den besten Kontrast.

Zitat von dl3mcj:
Das ist auf jeden Fall schon mal eine Anwendung, wo die 10 Megapixel nicht unnötig sind...


DAs kann ich wohl so bestätigen...
24.11.07, 17:12:50

Kacki

Zitat von Iwan:
Du bist a Viech (höchste bayuwarische Anerkennung)

Super Anleitung, Danke !

Das Teil wird nachgebaut.


danke.gif für die "Auszeichnung" :D
Ich möchte Dir aber nochmal nahelegen: pass' gut auf Deine Vorderlinse auf!!!
24.11.07, 17:25:01

Kacki

...und endlich passt der Edeka-Aldi-Komplex in eine Optik herein. das erste Bild mit 1,5x Zoom, das zweite ohne (1x Zoom). Letztes ist einfach schärfer, wenngleich auch etwas pixeliger wegen des kleineren crops. Das am rechten Rand ist übrigens mein linker Außenspiegel vom Auto; ich habe die Kamera auf das "Fensterbrett" des Autos abgesetzt.
Dateianhang (verkleinert):

 BILD0780_Z1_5.jpg (47.12 KByte | 836 mal heruntergeladen | 38.47 MByte Traffic)

Dateianhang (verkleinert):

 BILD0781_Z1_0.jpg (47.12 KByte | 821 mal heruntergeladen | 37.78 MByte Traffic)

24.11.07, 18:13:06

Eve

Höchstes Lob vom Selbstbaulaien!:a1: Tolle Anleitung!

Tja, wär das nicht auch was für die Alditekten? Son Rundbau hat was....wabenförmig wär noch effektiver;)
24.11.07, 18:17:04

dl3mcj

Zitat von Eve:
Son Rundbau hat was....wabenförmig wär noch effektiver;)
Stimmt. Und sicherer wäre er auch: keine Kanten mehr zum Anstoßen.
16.02.09, 23:57:04

Pierre

Hallo, Ich hoffe das es niemanden stört das ich den Thread wieder hoch hole, aber ich habe heute, - was ich gar nicht wusste das kacki das selbe spionsteil verwendet hat- mir auch so einen Türspion gekauft.

Leider ist meine Panasonic defekt:wall: daher muss ich aktuell meine Kodak easyshare verwenden, und die Einstellungen sind zum kackin:wink:

Der Spion sollte ausschließlich dann für Panoramen verwendet werden, es klappt echt wunderbar ;)



Ich finde das Ergebniss gar nicht mal so schlecht.
17.02.09, 10:42:19

Kacki

geändert von: Kacki - 17.02.09, 10:43:58

Hallo Pierre,

also die Optik ist gut, das "Eye" auch recht "fish-ig", aber Deine Kamera rauscht wie die Pest! (Zeig das mal dem Kollegen markmde ;) )

Ich hoffe, Deine Panasonic ist nicht bei der Aktion mit dem Aufsatzweitwinkel über'n Jordan gegangen...
19.02.09, 18:44:54

Pierre

geändert von: Pierre - 19.02.09, 19:02:41

ja das rauschen kommt von dem ISO 1250

musste ich aber machen da die Digicam ansonsten nur ein sehr trübes bild machte -.-

nene,. meine Panasonic ging nicht (Zum glück) wegen den Objektiv zu Grunde. Ist ein Garantie-Fall.


Habe mal das Bild mit Neat Image bearbeitet:

 
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